Donnerstag, 11.12.2025

Rheingau Taunus Kreis startet appgestütztes Ersthelfersystem zur Unterstützung bei Herzstillstand

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Der Rheingau Taunus Kreis hat am 8. Dezember ein appgestütztes Ersthelfersystem in Dienst gestellt, mit dem medizinisch qualifizierte Ehrenamtliche bei Herzstillständen schneller alarmiert werden sollen. Das Projekt ist nach Angaben der Kreisverwaltung die dritte Region im Rhein Main Gebiet, die das System einführt. Ziel ist es, die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken und so die Überlebenschancen der Betroffenen zu erhöhen.

Was das System leisten soll

Bei einem Herzstillstand entscheiden die ersten Minuten oft über Leben und Tod. In Deutschland erleiden nach Angaben der Projektverantwortlichen mehr als 120 000 Menschen pro Jahr außerhalb eines Krankenhauses einen Herzstillstand. Die bisherige Überlebensrate liegt bei rund zehn Prozent. Studien und Modellrechnungen der Initiative gehen davon aus, dass mit einem flächendeckenden Ersthelfersystem bundesweit mehr als 10 000 Menschenleben jährlich gerettet werden könnten.

Das neue System alarmiert registrierte Ersthelferinnen und Ersthelfer per Smartphone, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe eines Notfalls befinden. Laut Projektbeschreibung wählt die Leitstelle die Alarmierung für Fälle von Herzstillstand aus, lokalisiert die zwei nächstgelegenen qualifizierten Helfenden und navigiert diese zum Einsatzort. Ein integrierter Taktgeber soll die richtige Rhythmik der Herzdruckmassage unterstützen. Falls ein öffentlicher Defibrillator in der Nähe ist, wird zeitgleich eine weitere Person dorthin geleitet.

Organisation des Einsatzes und Rolle der Ehrenamtlichen

Landrat Sandro Zehner erklärte, dass mit dem Start des Systems die Rettungskette im Kreis gestärkt werde und im Ernstfall wertvolle Zeit gewonnen werden könne. Nach Angaben der Kreisverwaltung ersetzen die mobilen Ersthelfer nicht den Rettungsdienst oder vorhandene Voraushelfergruppen, sondern überbrücken die kritischen Minuten bis zum Eintreffen professioneller Hilfe. Matthias Nagel, Ärztlicher Leiter im Rettungsdienst des Landkreises, betonte die Bedeutung der Ehrenamtlichen: Im Mittelpunkt stünden Freiwillige, die ihre Fähigkeiten für andere einsetzen und damit Leben retten.

Die App richtet sich zunächst ausschließlich an Angehörige der sogenannten Blaulichtfamilie, also Mitarbeitende des Rettungsdienstes, der Feuerwehren und der Katastrophenschutzeinheiten. Nach einer Erprobungsphase soll das System schrittweise auch für die qualifizierte interessierte Bevölkerung geöffnet werden. Die Leitstelle steuert die Alarmierungen zentral, sodass die Kommunikation über die Rettungsleitstelle läuft.

Registrierung, Sicherheit und Nachsorge

Die Registrierung der Ersthelferinnen und Ersthelfer erfolgt über die Mobile Retter App sowie ein Online Portal. Die Qualifikationen werden geprüft, bevor Freiwillige für Einsätze freigeschaltet werden. Die App erfülle hohe Sicherheitsstandards, heißt es von der Verwaltung. Zugriffe seien geschützt, Einsatzdaten würden verschlüsselt übertragen, und ein verpflichtendes Einsatzprotokoll ermögliche eine strukturierte Nachsorge.

Nach dem Start im Rheingau Taunus Kreis wird das Projekt in den beteiligten Regionen beobachtet und bewertet. Die verantwortlichen Stellen nennen als nächstes Ziel, Abläufe zu testen, Erfahrungswerte zu sammeln und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, bevor die Teilnahme weiter geöffnet wird.

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