Das Selbstbestimmungsgesetz, das es Menschen ermöglicht, einfacher ihren Geschlechtseintrag zu ändern, feiert sein einjähriges Bestehen. Für viele Betroffene stellt die Gesetzesänderung eine große Erleichterung dar. Ein Beispiel dafür ist Lio Titos, der seine Geschlechtsidentität erfolgreich von weiblich auf männlich umgestellt hat und dies als Befreiung von einer fremdbestimmten Jugend empfindet.
Vor der Gesetzesänderung waren die Hürden für Geschlechtsangleichungen hoch. Personen mussten teure psychiatrische Gutachten einholen und auf Gerichtsentscheidungen warten, was sowohl finanziell als auch emotional belastend war. Obwohl das Gesetz positives Feedback erhalten hat, gibt es auch Kritikpunkte. Marla-Svenja Liebich zeigt auf, dass die Einfachheit der Geschlechtseintragänderung problematisch sein kann.
Die Rechtswissenschaftlerin Judith Froese äußert Bedenken hinsichtlich der Entscheidungsbefugnis der Standesämter und fordert eine obligatorische Beratung, um die Stabilität der Entscheidungen zu gewährleisten. Alina Morad hat sogar eine Verfassungsbeschwerde wegen fehlender Regelungen zum Hausrecht eingereicht.
Statistiken deuten darauf hin, dass die Anzahl der Geschlechtseintragsänderungen höher ist als erwartet, was die Notwendigkeit einer kritischen Evaluation des Gesetzes unterstreicht. Trotz der positiven Auswirkungen des Selbstbestimmungsgesetzes stehen weiterhin Diskussionen über Verbesserungen und Anpassungen im Raum. Das erste Jahr seit Inkrafttreten des Gesetzes hat gezeigt, dass Selbstbestimmung zwar gefördert wird, aber auch Herausforderungen und Kontroversen mit sich bringt.

